Bericht vom „Projektbesuch“ im Landkreis Harburg

25.06.2015

Bericht vom „Projektbesuch“ im Landkreis Harburg

Besichtigung der neuen Oberschule Jesteburg

Projektbesuch Oberschule Jesteburg Einer guten Tradition folgend, setzte die VBD Beratungsgesellschaft für Behörden mbH die Veranstaltungsreihe „Projektbesuche“ am 09.07.2015 in der Oberschule Jesteburg fort. 

Nach dem 2015 bereits der Erweiterungsneubau des Landratsamtes in Ansbach und 2014 das Gymnasium Corvinianum in Northeim, zwei Kitas in Gerolstein und Stockstadt und die Feuerwehrhauptwache in Celle besichtigt wurden, nun also eine Oberschule im Landkreis Harburg. 

Aufgrund steigender Schülerzahlen hatte der Landkreis Harburg den Neubau einer Oberschule mit Jahrgangshaus in Jesteburg beschlossen. Wie bereits bei verschiedenen anderen Bauvorhaben des Landkreises wurde für die Umsetzung der Investitionsmaßnahme ein Gesamtvergabeverfahren gewählt. Was versteht man darunter? Anders als beim kommunalen Eigenbau werden die Leistungsphasen Planung, Bau und Finanzierung im Komplex ausgeschrieben und vergeben. Das Vorhaben umfasst ein Hauptgebäude mit Aula, Mensa, Werk-, Kunst-, Naturwissenschafts- und Computerräumen, ein Jahrgangshaus mit zusätzlichen Klassenräumen und die Außenanlagen. Die Besonderheit des Vorhabens bestand darin, dass auf dem gleichen bzw. anliegenden Grundstück eine Sporthalle zeitgleich im kommunalen Eigenbau unter Bauverantwortung der Samtgemeinde errichtet worden ist. Sowohl der Vertreter des Landkreises, Jörn Petersen, als auch der Fachbereichsleiter Bauen der Samtgemeinde Jesteburg, Thomas Burmester, gingen in ihren Vorträgen darauf ein und beantworteten die Fragen der Teilnehmer. In einer Planungs- und Bauzeit von 13 Monaten konnte die Oberschule fertiggestellt werden und auch die Errichtung der Sporthalle hat sich diesem Zeitplan angepasst. 

Die Teilnehmer wurden von der Oberschuldirektorin, Iris Strunk, und dem stellvertretendem Landrat, Kai Uffelmann, begrüßt. Dem kurzen Begrüßungsstatement der Oberschuldirektorin war nicht nur der Stolz zu entnehmen, an dieser neugebauten Schule unterrichten zu können sondern auch das Wohlbefinden. Dass es gelungen ist, einen Schulstandort nach neustem pädagogischem Konzept zu entwickeln und umzusetzen kam in der Begrüßung der Teilnehmer durch Herrn Uffelmann deutlich zum Ausdruck. Nicht unerwähnt blieb die Tatsache, dass sich der Landkreis nun bereits zum wiederholten Mal oder bei der 13. Investition der VBD als Berater bedient hat. 

Im Rahmen der nachfolgenden Impulsvorträge ist Jörn Petersen, Betriebsleiter Gebäudewirtschaft des Landkreises Harburg, auf die Erfahrungen bei der gleichzeitigen Realisierung eines ÖPP-Projektes und einer gewerkeweisen Vergabe am Beispiel der OBS-Jesteburg und einer Sporthalle eingegangen. Das vom Landkreis gewählte ÖPP-Modell war bereits bekannt und hatte sich vielen Projekten bewährt. „ÖPP ist nicht Bauen ohne Geld“, wie Herr Petersen darlegte, bietet aber viele Vorteile. Im Ergebnis der Ausschreibung liegen unterschiedliche Entwürfe mit Pauschalfestpreisen   vor. Der Landkreis hat nur einen Ansprechpartner in der Bauzeit und während der Gewährleistungszeit. Kurze Entscheidungswege, Einbeziehung von Nutzern und kurze Bauzeiten und damit geringe Bauzeitzinsen, sieht er als weitere Vorteile an. Im Ergebnis konnte diese 4-zügige Oberschule in einer Planungs- und Bauzeit von 13 Monaten errichtet werden und die Kosten lagen um 15-20% unter den Kosten vergleichbarer Projekte in konventioneller Bauweise des Landkreises. 

Zufrieden mit dem gleichzeitigen Neubau der Zwei-Feld-Sporthalle war auch Thomas Burmester. Beim Neubau der Sporthalle wurden die prognostizierten Kosten ebenfalls eingehalten und der Bauablauf wurde dem ÖPP-Projekt angepasst. Nicht verschwiegen hat Herr Burmester, dass hier ein gewisser Zeitdruck entstanden ist. Aber nicht zuletzt auch auf Grund der guten Organisation auf der ÖPP-Baustelle und der Tatsache, dass es auf dieser Baustelle nur einen Ansprechpartner gab, konnte auch die Sporthalle in einer Bauzeit von 12 Monaten errichtet werden. 

Die Erfahrungen eines mittelständischen Bauunternehmens, der Goldbeck GmbH, bei der Umsetzung eines ÖPP-Projektes, vermittelte Dr. Michael Burkhardt, der Leiter des Geschäftsbereiches Schulen und Handel. Auch er hob die gute und partnerschaftliche Zusammenarbeit zwischen Auftraggeber und Auftragnehmer unter Einbeziehung des Nutzers hervor. Bei der komplexen Vergabe von Planung, Bau und Finanzierung kann für beide Seiten eine win-win-Situation entstehen. Freiräume in der Angebotslegung fördern einen Ideenwettbewerb beim Bieter. Daran profitiert der Auftraggeber durch eine lebenszyklusorientierte Planung, durch verschieden Entwürfe mit Pauschalfestpreisen und pönalisierten Fertigstellungsterminen. Dabei sollten Risiken nur soweit auf den privaten Partner übertragen werden, wie dieser diese Risiken beeinflussen und steuern kann. 

Etwas praxisnahe Theorie übermittelte der geschäftsführende Gesellschafter der VBD Beratungsgesellschaft für Behörden mbH, Hartmut Fischer, in seinem Vortrag, der die Frage „Mit welchen Strukturen kann man Termin- und Kostensicherheit im öffentlichen Hochbau erreichen?“, anschaulich und mit vielen Beispielen aus der Beraterpraxis beantwortet hat. Dabei hat er der intensiven Vorbereitung eines Hochbauprojektes eine große Bedeutung eingeräumt, den Fragen nach Sanierung oder Neubau, nach dem erforderlichen Technisierungsgrad einer Immobilie, der wirtschaftlichen Tragfähigkeit der Investition, usw. Eine umfassende Machbarkeitsstudie bzw. Wirtschaftlichkeitsuntersuchung sollte jeder Investitionsmaßnahme vorangestellt werden und ist nicht zuletzt Garant für den Erfolg. 

Obwohl an diesem Tag von den Vortragenden herausgearbeitet worden ist, dass ÖPP kein Finanzierungs- sondern ein Beschaffungsmodell ist, muss eine Investition, egal wie sie umgesetzt werden soll, finanzierbar sein. Bauen ohne Geld funktioniert nicht. Daran knüpft der Vortrag von Frank Siegfried von der Deutschen Kreditbank an und beleuchtet Fördermöglichkeiten, einerseits durch die Einbeziehung von zinsgünstigen Finanzierungsmitteln und andrerseits durch die Einbindung von Fördermittel, d. h. öffentlichen Zuschüssen. Obgleich Fragen der Finanzierung ein eher trockener Stoff für den Zuhörer sind, ist es Herrn Siegfried gelungen, diese an Hand von vielen Beispielen leicht verständlich darzustellen. 

Zum Höhepunkt eines jeden Projektbesuchs gehört die Besichtigung. Engagiert und zufrieden mit dem Ergebnis, aber auch kritisch in den Details, führt Dr. Andreas Bertow, der Didaktische Leiter der Oberschule die Teilnehmer durch „seine“ Schule. In Ergänzung seiner schulfachlichen Erläuterungen hat Herr Rainer Oelkes vom Landkreis Harburg das architektonische Konzept der Oberschule erläutert und an vielen Beispielen erklärt. Die Fragen der Teilnehmer zeugten vom Interesse und vielleicht wird im Anschluss an diese Veranstaltung in der einen oder anderen Kommune auch über eine vergleichbare Investition nachgedacht. 

Zurückblickend auf eine gelungene Veranstaltung, kündigen wir schon jetzt die Fortsetzung dieser Veranstaltungsreihe für Vertreter der öffentlichen Hand an. Unser nächster Projektbesuch führt uns am 16.9.2015 in eine Zwei-Feld-Sporthalle des Landkreises Grafschaft Bentheim.

Das neue Hauptgebäude umfasst Mensa, Aula und Fachunterrichtsräume.
Das neue Hauptgebäude umfasst Mensa, Aula und Fachunterrichtsräume.
Die neue Mensa an der Oberschule Jesteburg.
Die neue Mensa an der Oberschule Jesteburg.
 
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